10. Sonntag nach Trinitatis: Israelsonntag

DOMINICA X POST TRINITATIS - 10. SONNTAG NACH DREIFALTIGKEIT
ISRAELSONNTAG

Dieser in den Gemeinschaften der Reformation als „Israelsonntag“ (zuvor „Juden-“ und „Jerusalemsonntag“) begangene Gedenktag greift das Weinen Jesu über Jerusalem und die Ankündigung ihrer Zerstörung auf. „Das Datum ist angelehnt an den ,Tischa be Av‘, einem (sic!) Fasten- und Trauertag am ,neunten Tag des Monats‘ nach jüdischem Kalender, an dem das jüdische Volk seinerseits der Zerstörung des Jerusalemer Heiligtums gedenkt“schreibt die EKD. Zum „Tischa be Av" siehe hier, hier und hier.

In Handausgabe der lutherischen Agende von 1955 schreibt Wilhelm Stählin: „Am 10. Sonntag nach Trinitatis gedenkt die Kirche des Gerichts, das über die Gemeinde des Alten Bundes, das jüdische Volk, gekommen ist mit der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 n. Chr., und liest in Erinnerung daran die Klage Jesu über Jerusalem und die Geschichte von der Reinigung des Tempels.“ 

Noch 1623 soll in der Vesper der Bericht von der Belagerung Jerusalems von Flavius Josephus in der Vesper gelesen worden sein (so heißt es hier ab 0:36:31). Hier findet man eine Übersetzung von „De bello judaico“ des Flavius Josephus. Die Lesung zur Vesper (vermutlich eher die „Väterlesung“ in der Matutin/ Vigil) könnte diese gewesen sein. (Karl Eberhard Oehler berichtet über Die Historie über die Zerstörung Jerusalems in protestantischen Gesangbüchern.)

Auch nach der Münsterschen Ordnung wurde vor Einführung der Römischen an diesem Sonntag dieses Evangelium gelesen. Es handelt sich um die „vortridentinisch-nordalpine“ Leseordnung. In der Römischen Ordnung wird das Evangelium am 9. Sonntag nach Pfingsten, also dem 8. nach Dreifaltigkeit gelesen. Die Gesänge entsprechen dort denen des 10. Sonntag nach Pfingsten.


AD INTROITUM (Ps 54, 17-20.23 et 2) p. 303 - Noten - anhören

Dum clamárem ad Dóminum,

exaudívit vocem meam,

ab his qui appropínquant mihi:

et humiliávit eos, 

qui est ante sǽcula,

et manet in ætérnum.

Jacta cogitátum tuum in Dómino,

et ipse te nútriet.

Als ich rief zum Herrn,

hat er erhört meine Stimme

von denen her, die sich mir näherten,

und er hat sie erniedrigt, 

der vor den Zeiten ist

und bleibt in Ewigkeit.

Wirf dein Bedenken auf den Herrn,

und er wird dich nähren.

Ps. Exáudi Deus oratiónem meam,

et ne despéxeris deprecatiónem meam:

inténde mihi, et exáudi me.

Erhöre, Gott, mein Gebet,

und du mögest nicht verachten meine Anrufung;

achte auf mich und erhöre mich.



ORATIO
Deus, qui omnipoténtiam tuam 


EPISTOLA (1Cor 12,2-11)
Fratres: Scitis, quóniam, cum gentes essétis


GRADUALE (Ps 16, 8; V/. 2) p. 304 - Noten - anhören

Custódi me Dómine, ut pupíllam óculi:

sub umbra alárum tuárum protége me. 

Behüte mich, Herr, wie die Pupille des Auges;

unter dem Schatten deiner Flügel beschütze mich.

V/. De vultu tuo judícium meum pródeat:

óculi tui vídeant æquitátem.

Von deinem Gesicht gehe mein Urteil aus;

deine Augen mögen sehen Gerechtigkeit/Gleichheit.



ANTE EVANGELIUM (trad.) p. 305 - Noten - anhören

Allelúja. Allelúja. 

Te decet hymnus, Deus, in Sion:

et tibi reddétur votum in Jerúsalem.

Allelúja.

Halleluja. Halleluja.

Dir gebührt Lobgesang, Gott, auf dem Sion;

und dir werde erstattet ein Gelübde in Jerusalem.

Halleluja.



EVANGELIUM (Lc 19,41-47)
Cum Jesus appopinquáret.
(im Ordo Novus: vgl. Donnerstag und Freitag der 33. Woche im Jahreskreis)


AD OFFERTORIUM (Ps 24, 1-3) p. 17 - Noten - anhören

Ad te, Dómine, levávi ánimam meam:

Deus meus, in te confído, non erubéscam:

neque irrídeant inimíci mei:

étenim univérsi, qui te expéctant, 

non confundéntur.

Zu dir, Herr, habe ich erhoben meine Seele.

Mein Gott, auf dich vertraue ich, ich werde nicht erröten

noch werden lachen meine Feinde.

Ja, und auch alle, die dich erwarten, 

werden nicht zugrundegehen.



SUPER OBLATA (nach dem Missale Monasteriense)
Tibi, Dómine, sacrifícia dicáta reddántur


AD COMMUNIONEM (Ps 50, 21) p. 309 - Noten - anhören

Acceptábis sacrifícium justítiæ,

oblatiónes et holocáusta,

super altare tuum, Dómine.

Annehmen wirst du ein Opfer der Gerechtigkeit,

Darbringungen und Ganzopfer

auf deinem Altar, Herr.



POSTCOMMUNIO (nach dem Missale Monasteriense)
Quǽsumus, Dómine Deus, noster: 
ut, quos divínis reparáre non désinis sacraméntis, 
tuis non destítuas benígnus auxíliis. 
Per...
Wir bitten dich, Herr, unser Gott:
Wie du nicht aufhörst, uns mit den göttlichen Sakramenten wiederherzustellen,
versage uns auch in deiner Güte keine Hilfen.
Durch...
(im Ordo Novus habe ich die Oration nicht gefunden. Als Ersatz nehme man z. B. das Schlußgebet vom 13. Sonntag im Jahreskreis.)

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